Sturzprävention im Alter durch Ernährung und Bewegung

Etwa 30 % aller Menschen über 65 Jahre stürzen mindestens einmal im Jahr, jenseits von 75 Jahren liegt die Rate noch höher. Das Risiko für weitere Stürze wächst mit jedem Sturzereignis. Frauen sind fünfmal häufiger betroffen als Männer.* 

Sturzbedingte Verletzungen zählen zu den häufigsten Gründen, die die Selbständigkeit von zu Hause lebenden älteren Menschen beeinträchtigen. Oft wird dadurch die Alltagskompetenz eingeschränkt, Pflegebedürftigkeit und eine Heimeinweisung können Folgen sein.

Ein Sturz ist zunächst ein Symptom

Aus pflegewissenschaftlicher Sicht ist ein Sturz zunächst ein Symptom, welches auf ein mögliches Defizit hinweist. Die Ursachen können im körperlichen oder geistigen Bereich, in der Umgebung oder in einer Mischung verschiedener Faktoren liegen. 

Man unterscheidet in intrinsische und extrinsische Faktoren. Intrinsische Faktoren sind in der Person selbst begründet. Dazu zählen unter anderem wiederholte Stürze und die damit verbundene Angst vor Stürzen, das Lebensalter, Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Arzneimittelgebrauch (Falschmedikation oder Nebenwirkungen) oder eingeschränkte Mobilität. Extrinsische Faktoren kommen aus der Umwelt, bzw. dem Umfeld. Das können zum Beispiel Stolperfallen, schlechte Beleuchtung, glatte Böden oder ungeeignetes Schuhwerk sein.

Einfluss der Ernährungsweise auf das Sturzrisiko

Neben vielen weiteren hier nicht genannten Einzelfaktoren kann auch die Ernährungsweise das Sturzrisiko erheblich beeinflussen. Viele ältere Menschen sind fehl- oder mangelernährt, obwohl sie genügend Kalorien zu sich nehmen. Sie nehmen jedoch oftmals zu wenig lebenswichtige Nährstoffe auf. Hierzu gehören Eiweiß, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Auch Appetitlosigkeit, die bei vielen Seniorinnen und Senioren vorkommt, führt dazu, dass nicht ausgewogen gegessen wird. 

Die Folgen von Mangelernährung können im weiteren Lebensverlauf älterer Menschen zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Es besteht kein Zweifel, dass Mangelernährung zur Morbidität (Erkrankung) und Mortalität (Sterblichkeit) im Alter beiträgt. Mögliche Anzeichen einer Mangelernährung sind ein beeinträchtigter Allgemeinzustand, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Neben einer allgemeinen Schwäche und einer Abnahme der Muskelkraft kann es zu einem erhöhten Sturz- und Frakturrisiko (Knochenbrüche) und einer daraus resultierenden möglichen Immobilität kommen.

Präventive Maßnahmen

Die vielfältigen Ursachen eines Sturzes erfordern ebenso vielschichtige präventive Maßnahmen. Dazu zählen neben einer angemessenen gesunden Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr, ein altersgerechtes Bewegungs- und Trainingsprogramm sowie die Anpassung der Umwelt auf die individuellen Risiken der betreffenden Person.

Praktische Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen:

  • Streben Sie eine bedarfsgerechte Energiezufuhr und ein normales Körpergewicht an
  • Stellen Sie eine ausreichende Proteinzufuhr sicher (Milch, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch, Eier)
  • Verzehren Sie reichlich Obst und Gemüse, pflanzliche Öle und Nüsse, Vollkorngetreide
  • Ergänzen Sie die allgemeine Ernährung nach individuellem Bedarf mit Nahrungsergänzungsmitteln
  • Essen Sie regelmäßig Fisch als Lieferant von Vitamin D sowie immunmodulierende Omega-3-Fettsäuren
  • Trinken Sie mindestens 1,3 l Flüssigkeit pro Tag. Geeignete Getränke sind vor allem Trink- und Mineralwasser, Kaffee, Tee, verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte aber auch diverse Suppen
  • Lassen Sie regelmäßig ein Screening auf Mangelernährung durchführen, um Ernährungsprobleme und drohende Gewichtsverluste rechtzeitig zu erkennen, Nährstoffdefizite auszugleichen
  • Bei drohender oder bestehender Mangelernährung, bilanzierte Trinknahrungsprodukte laut S3-Leitlinie der DGEM („Klinische Ernährung in der Geriatrie“, Empfehlung 14, S. e7, 2013), um das Komplikations- und Mortalitätsrisiko zu reduzieren, z.B. Trinknahrung nach individuellem Bedarf
  • Nutzen Sie Sturzpräventions- und Trainingsprogramme und führen Sie regelmäßig individuell angepasste Kraft-, Balance- und Bewegungstrainings durch

Nicht jeder Sturz lässt sich verhindern. Das Risiko für Stürze lässt sich jedoch mit den empfohlenen Maßnahmen deutlich verringern. Es liegt in Ihrer Hand!

 

Autorin: Eva Graf-Dawo


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Quellen und interessante Links:
vgl. „Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege“, 1. Aktualisierung Januar 2013 einschließlich Kommentierung und Literaturstudie, Hochschule Osnabrück. 
Link: https://www.dnqp.de/expertenstandards-und-auditinstrumente/#c18430
vgl. „Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) „Klinische Ernährung in der Geriatrie“ S3-Leitlinie, 2013“;
Link: https://www.dgem.de/leitlinien
https://www.bzga.de/infomaterialien/gesundheit-aelterer-menschen/gleichgewicht-und-kraft-einfuehrung-in-die-sturzpraevention/
https://lzg-rlp.de/files/LZG-Shop
*Quelle vgl.: Ernährung und Sturzprophylaxe, Gesundheitsamt Hansestadt Bremen, 02/2014 
Link: https://www.gesundheitsamt.bremen.de/sturzprophylaxe_und_ernaehrung-5856

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