Auf nach Griechenland: Urlaub mit parenteraler Ernährung
Liebe Leser und Leserinnen,
ich hätte niemals gedacht, dass es möglich ist, mit Infusion und allem was dazu gehört in den Urlaub zu fliegen. Einen Urlaub mit voller Kraft und Neugier genießen zu können. Ohne dass ich ab der Hälfte nicht mehr kann, weil ich jeden Tag ein Kilogramm an Gewicht verliere. Ich wurde eines Besseren belehrt: Es ist möglich!
Man muss nur beachten, dass man früh genug mit der Airline in Kontakt tritt, da man den Transport der ganzen medizinischen Sachen und der Infusionspumpe genehmigen lassen muss. Dies stellte sich anfangs als große Hürde da, weil es extrem schwierig war, die maximalen Maße und das zulässige Gewicht des Gepäcks einzuhalten. Die Airline wollte eine Liste mit all den Produkten, die ich in den Urlaub mitnehmen muss. Also habe ich mich hingesetzt und alles aufgeschrieben: Bezeichnung, Stückzahl bei den medizinischen Artikeln und Milliliter-Angaben bei den Flüssigkeiten. Es war aufwändig und kostete Zeit – aber es wurde genehmigt!
Dazu kam noch, dass wir uns über die Covid-Vorschriften erkundigen mussten. Was benötigt man beim Check-in am Flughafen, was bei der Einreise nach Griechenland und bei der Rückreise nach Deutschland?
Wir waren sieben Tage unterwegs und ich habe mir vier Infusionen mitgenommen. Und ich hatte zwei Infusionspumpen dabei. Denn wenn eine kaputt gehen sollte, wäre es extrem schwierig, im Ausland einen Ersatz dafür zu bekommen.
Mein Gepäck bestand dann aus einem normalen Koffer und einem normalen Handgepäck, in dem ein Infusionsbeutel, eine Pumpe und das jeweilige Zubehör für eine parenterale Ernährung enthalten waren. Zu guter Letzt mein „Medizinkoffer“, wo alles andere, was ich noch benötige, drin war.
Ihr fragt euch sicher, warum manches auch im Handgepäck war? Ganz einfach: Wenn mein „Medizinkoffer“ nicht angekommen wäre oder länger gebraucht hätte, hätte ich wenigstens für eine parenterale Ernährung etwas vor Ort gehabt.
Die Reise
Nach vielen Vorbereitungen und einer Achterbahn der Gefühle am Flughafen selbst, saßen wir dann endlich Mitte Juli im Flieger nach Santorini; mit parenteraler Ernährung! (Ein großes Dankeschön an meinen Freund, der den ganzen Mailverkehr mit der Airline hatte …)
Nach zwei Stunden Flugzeit kamen wir heil an unserem Ziel an. Jetzt hieß es auf die Koffer warten und auch da fiel mir ein Stein vom Herzen, als mein „Medizinkoffer“ vom Band rollte.

Ich hatte den Urlaub so geplant, dass ich an einem Tag die Infusion anschließe und den anderen Tag Pause mache. Da wir viel unterwegs waren und die Insel erkundet haben, waren wir nicht jeden Tag baden. Somit hat die Nadel, wenn ich sie morgens nicht gezogen habe, gar nicht gestört. Wir haben uns am Morgen meistens abgesprochen, was für den Tag auf dem Plan steht und somit wusste ich, Nadel ziehen oder nicht.
Den ersten Tag haben wir uns den Hafen und die Hauptstadt von Santorini namens Fira angesehen. Dort sind wir dann von Geschäft zu Geschäft geschlendert. Ab dem zweiten Tag hatten wir ein Quad gemietet, um flexibler zu sein. (Ich kann euch nur raten: Wenn ihr auch mal dort sein solltet, mietet euch ein Quad. Es macht so unglaublich viel Spaß, damit die Insel zu erkunden!)
Als Weiteres haben wir uns den schwarzen Strand angesehen, ein Museum, in dem es um Atlantis ging, mit 4D-Kino, und zu guter Letzt sind wir zu einem Aussichtspunkt gefahren. Es ging zwar eine Ewigkeit lang nur Serpentinen hoch – doch der Ausblick hat sich gelohnt.

Das Schöne auf Santorini ist, dass es unendlich viele Strände gibt. Am dritten Tag waren wir am Roten Strand. Es war unglaublich: ziegelsteinrot! Es war zwar leider zu dreckig zum Baden, aber den Anblick werde ich niemals vergessen. Das hatte etwas Magisches. Am Abend waren wir schön Essen in einem Lokal am Meer, mit Blick auf den Sonnenuntergang.
Viele gute Tage und ein Durchhänger
Es hat den kompletten Urlaub super geklappt mit Energie, Gewicht und Kraft, obwohl wir meisten 38 – 40 °C hatten und die pralle Sonne abbekommen haben. Wir haben auch jeden Tag drei große Mahlzeiten gegessen. Immer viel getrunken und hin und wieder Pausen im Schatten gemacht. Einen Durchhänger gab es jedoch, der mich sehr zu Boden gerissen hat. Wo ich gemerkt habe: „Ja, ich bin krank.“
Es war der vierte Tag, wir hatten eine Bootstour gebucht. Die ganze Zeit schien uns die Sonne auf den Kopf. Leider hatte ich keinen Hut dabei. Wir sind zum Vulkan gefahren und wollten dort hochgehen. Der Weg bestand nur aus Vulkangestein, was sehr anstrengend war und natürlich waren die Steine schwarz. Es hatte 42 °C. Ich hätte diesen Weg zu Ende gehen können, aber danach wäre ich k. o. gewesen. Da ich wusste, dass der Tag noch länger ist, habe ich den Aufstieg auf der Hälfte abgebrochen und im Schatten auf meinen Freund gewartet, der für uns beide weitergegangen ist. Es hat mich sehr traurig und wütend gemacht, denn wann ist man schon mal auf einem Vulkan?! Da habe ich wieder mal gemerkt: Ja, ich bin nicht wie jede andere. Aber auch das ist okay.
Nachdem wir wieder zurück auf dem Boot waren, sind wir noch zu den heißen Quellen gefahren. Mitten im Meer ins kühle Wasser und dann mit einer Schwimmnudel zu den heißen Quellen schwimmen – es war ein extremer Temperaturunterschied. Danach ging es nach Hause und ich habe erstmal für 30 Minuten geschlafen. Es tat so gut und mir ging‘s danach wieder besser.
Am vorletzten Tag konnte ich noch eine Sache von meiner „To-do-Liste im Leben“ streichen: Ich wollte schon immer einmal von einem Leuchtturm aus den Sonnenaufgang sehen. Wir sind um 04:30 Uhr losgefahren. Es hat sich so sehr gelohnt! Diese Stimmung! Anfangs ganz dunkel und dann diese unglaublichen Farben, die sich alle Sekunden änderten. Es war zwar unfassbar windig, aber definitiv dieses frühe Aufstehen wert.

Abends ging es nach Oia, der berühmten Stadt mit dem Sunset Boulevard. Das war für mich natürlich Pflicht. Da war eine riesige Menschenansammlung, es war der Wahnsinn. Man kann sich nicht vorstellen, wie es dort aussieht, wenn die Sonne im Meer versinkt, ohne es jemals gesehen zu haben. Es war unglaublich, traumhaft.
Der letzte Tag war dann entspannt: Packen, viel Zeit am Pool verbracht und abends zum Flughafen und mit dem Flieger ab nach Hause. Mein „Medizinkoffer“ war fast leer und somit gab es keine Probleme mehr beim Check-in. Nach der langen Autofahrt vom Flughafen nach Hause waren wir dann müde und mit vielen neuen Eindrücken um Mitternacht wieder zurück.
Urlaub mit oder ohne parenterale Ernährung?
Wenn ihr den Artikel Urlaub ohne parenterale Ernährung lest, den ich letztes Jahr geschrieben hatte, merkt ihr, dass der jetzige Urlaub mit parenteraler Ernährung viel anstrengender war und wir viel mehr unternommen haben. Dennoch ging es mir aufgrund der mitgenommenen Infusionen durchgängig gut. Ohne die Infusionen wäre der Urlaub in der Form ab dem zweiten Tag nicht mehr möglich gewesen.
Eines kann ich euch sagen: Auch wenn wir anders sind und vielleicht für den Urlaub ein paar Sachen mehr benötigen und es auch aufwändiger ist – aber es funktioniert! Ich hätte das nicht für möglich gehalten; und ich wurde eines Besseren belehrt. Weil ich mich getraut habe, es auszuprobieren. Ich liebe es zu reisen und warum sollten wir das nicht können, nur weil wir anders sind?
Deshalb sage ich allen, denen es ähnlich wie mir geht: "Lebt euren Traum und glaubt daran! Macht das, worauf ihr Lust habt. Egal, wie schwierig es ist!"
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