Meine zehn Minuten am Morgen
Ich denke, jeder hat so seine eigene Morgenroutine. Egal, ob das bei dem einen der Kaffee ist, der an erster Stelle steht, oder doch der Gang ins Badezimmer. Vielleicht auch, dass man sich fünfmal den Wecker stellen muss, um endlich aufzuwachen. Der eine hat super Laune, ab dem ersten Moment, wenn die Augen offen sind. Und es gibt die, die richtige Morgenmuffel sind und die ersten 15 Minuten mit niemandem reden wollen. (Ja, zu denen gehöre ich :D). Doch meine Morgenroutine unterscheidet sich, egal welcher Typ man ist, von allen gesunden Menschen.

Meinen Wecker stelle ich immer 10 Minuten früher als ich eigentlich aufstehen muss. Ich stelle ihn immer auf eine ungerade Zahl, weil eine Studie besagt, dass es wahrscheinlicher ist, so nicht zu verschlafen. Bei mir hat das geholfen. Anschließend folgt der Gang ins Badezimmer, aber nicht um mich für die Arbeit fertigzumachen, sondern um die Hände mit einer Desinfektionsseife zu waschen. Abtrocknen darf man sich nur mit Einmalhandtüchern, denn auf dem normalen Handtuch können sich Bakterien sammeln, die zu einer Infektion führen können.
Danach geht es zurück in mein Zimmer, wobei ich am Vortag schon mein Zubehör, das ich benötige, bereitgelegt habe. Diesen Vorgang mache ich mittlerweile schon im Halbschlaf, weil es einfach jeden Morgen dazugehört. Bevor ich anfange, muss ich mir meine Hände desinfizieren und darf keine einzige Stelle an den Händen vergessen. Händedesinfektion ist das A und O bei der Benutzung eines Portkatheters.
Anschließend wird ein grünes Tuch, das steril eingepackt war, ausgebreitet. Auf dem kann ich jetzt alles vorbereiten. Es folgen ein paar Kompressen 10x10cm, eine 10ml Spritze, eine Nadel, eine Fertigspritze mit 10ml 0,9%igem NaCl. (Natriumchlorid = Kochsalz) und zuletzt noch eine kleine 3ml Ampulle, die Taurolidin, Heparin und Citrat (4%) in einer gewissen Mischung enthält, was Infektionen und auch die Gerinnung von Blut in dem Katheter verhindern soll.

Ich beginne immer damit, dass ich diese 3ml Ampulle mit Desinfektionsmittel einsprühe. Nachdem das Desinfektionsmittel eingewirkt ist, schraube ich die Nadel auf die Spritze und breche den Kopf der Ampulle mithilfe der Kompresse ab.
Ich ziehe diese 3ml mit meiner Spritze auf, auf der die Nadel steckt. Als Nächstes entlüfte ich meine Kochsalzspritze, da keine Luft in die Venen gelangen darf, um eine Luftembolie zu vermeiden. Die Bläschen würden ins Venensystem bis zur Lunge oder Herzen gelangen. Dabei könnte sich schlagartig ein Gefäß verschließen, was wiederum zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann.
Jetzt ist alles vorbereitet! Und ich kann die Infusion, die über Nacht eingelaufen ist, abschließen. Das hört sich vielleicht sehr aufwendig an. Doch das Ganze ist in circa drei Minuten erledigt.
Ich stoppe als Nächstes meine Infusionspumpe und entferne das Infusionssystem davon.
Meine Infusionspumpe wird auf die Ladestation gesteckt. Ich mache die kleine Klemme an meinem Schlauch zu und drehe das Infusionssystem ab. Ich desinfiziere es und warte kurz.
Dann wische ich mit einer Kompresse nach und spüle mit 10ml NaCl. Man soll darauf achten, dass man nicht durchgängig spült, sondern immer wieder mal absetzt, so dass sich kleine Ablagerungen lösen können und weggespült werden.
Zu schnell darf man auch nicht spülen, denn der Katheterschlauch ist sehr dünn und dann wäre der Druck zu hoch. Es wird noch einmal desinfiziert, gewartet und nachgewischt. Als Nächstes werden die 3ml Taurolidinmischung gespritzt. Es wird nochmals desinfiziert und mit einer Kompresse nachgewischt.
Als Letztes nehme ich mir eine kleine Kompresse zur Hand, in der ich das Ende meines Schlauches mithilfe eines selbstklebenden Verbandes einwickle. Jetzt noch alles aufräumen. Infusionssystem aus dem Infusionsrucksack entfernen und wegwerfen. Das grüne Tuch mit Zubehör wegwerfen. Infusionspumpe eventuell am Stromkreis anstecken. Mülltrennung ist hier sehr von Vorteil, weil wahnsinnig viel Müll anfällt.
Nun kann mein Tag beginnen, ich gehe zur Arbeit oder unternehme am Wochenende etwas.