Meine Freundin Sandra
Meine langjährige Kindheitsfreundin berichtet:
Hallo, mein Name ist Sandra. Nathalie und ich haben uns kennengelernt, als wir kleine Kinder waren. Damals wohnten wir in derselben Straße und da wir gleich alt sind, haben wir uns angefreundet. Seitdem waren wir fast jeden Tag zusammen. Frühmorgens sahen wir uns schon, weil wir gemeinsam zur Schule gingen. Hierbei wurde Nathalie durch ihre Mutter begleitet, da der Schulrucksack für sie zu schwer gewesen wäre. Vielleicht macht dies bereits deutlich, dass es mit Nathalie natürlich immer ein bisschen anders war als mit anderen Freundinnen.
Wir konnten zwar alles miteinander machen, jedoch waren wir stets angehalten aufzupassen, damit ihrer Nadel nichts passiert. Beim Turnen, Einradfahren, Spielen im Wald oder auf Bäume Klettern bemühten wir uns, dass die Stelle, auf der ihr Pflaster klebt, nicht gestoßen wird. Nur Schwimmengehen war gemeinsam nicht möglich, weil ihre Nadel nicht nass werden durfte. Im Sommer haben wir manchmal ein bisschen mit dem Wasser gespielt oder wir waren im Planschbecken.
Zu unserem Bedauern musste Nathalie auch in den Ferien beizeiten zu Hause sein, da sie an die Infusion angehängt wurde. Oft hatten wir dann den Wunsch, beieinander zu übernachten. Dies war jedoch wegen der Infusion, welche nachts läuft, nicht möglich. Für mich war all das normal und gehörte eben zu meiner Freundin dazu. Es kam vor, dass es Nathalie nicht so gut ging, aber selbst diese Tage verbrachten wir oft zusammen. Mit Begeisterung spielten wir dann Brettspiele oder bastelten stundenlang, wobei uns Nathalies Mama an kniffligen Stellen häufig unterstützte.

Leider wurden unsere Spielnachmittage immer wieder durch Krankenhausbesuche verhindert. Wenn meine Freundin wieder einmal im Krankenhaus war, besuchte ich sie manchmal. Besorgt war ich nicht, schließlich würde sie ja bald wieder zuhause sein. Da wir noch klein waren, war mir nicht so recht klar, was mit Nathalie los ist. Rückblickend denke ich, dass Nathalies Kindheit zwar geprägt war von Krankheit, sie sich davon dennoch nicht sonderlich beeinträchtigen ließ. Dies ermöglichte wohl ihr starker Wille, den sie bis heute hat und den es immer schon durchzusetzen galt. (Auch wenn es ab und zu nicht sonderlich vernünftig erscheint … ☺)
Heute sind wir immer noch Freundinnen, wofür ich unglaublich dankbar bin. Wir sprechen auch offen über ihre Krankheit. Allein wegen ihres Optimismus, ihrer unbändigen Kraft, ihrer Art sich niemals unterkriegen zu lassen und ihrem Humor ist Nathalie ein großes Vorbild für mich! Mittlerweile sehen wir uns zwar nicht mehr täglich wie in Kindertagen, verabreden uns aber regelmäßig – wie andere Freundinnen auch – zum Kaffeetrinken, Spazierengehen, Schwimmen oder zum Tanzen in der Disco.