Parenterale Ernährung im Berufsleben. Eine besondere Herausforderung?
Liebe Leser und Leserinnen,
ich habe lange überlegt, was ich auf die Frage „Stehst du im Berufsleben durch die parenterale Ernährung vor besonderen Herausforderungen?“ antworten soll. Denn wenn ich ehrlich bin – direkte Herausforderungen sehe ich eigentlich gar nicht so sehr.
Ich denke das liegt aber auch daran, dass ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt habe. Schon bei meinem Vorstellungsgespräch. Ich war ehrlich und habe offen über meine Krankheit gesprochen, weil ich nicht wollte, dass es später zu Problemen kommt. Somit hat mein Arbeitgeber von Anfang an gewusst, auf was er sich einlässt. (Zur Info für euch: Man ist als Arbeitnehmer nicht dazu verpflichtet, den Arbeitgeber über Krankheiten zu informieren.)
Im medizinischen Bereich gibt es vielleicht auch mehr Verständnis dafür als in anderen Bereichen, weil sie sich auskennen und wissen, wovon man redet.

Ich habe nie Probleme gehabt, wenn ich mal Urlaub brauchte, wegen Arztterminen oder wenn ich später kam, weil ich zur Blutabnahme musste. Meine Vorgesetzten haben mich in jeder Hinsicht unterstützt.
Zum Beispiel als mein Portkatheter mal wieder etwas streikte, hat meine Chefin sogar mit dem Oberarzt telefoniert, ob er sich das bitte persönlich ansehen kann. Oder als ich damals einen neuen Katheter brauchte, hätte ich drei Wochen warten müssen, weil alle nicht notwendigen Operationen wegen Covid abgesagt worden waren. Da hat sie im Krankenhaus angerufen und denen klar gemacht, dass ich drei Wochen ohne Infusionen nicht leben kann, da diese für mich lebensnotwendig sind. Nach langer Diskussion wurde ich innerhalb von fünf Tagen operiert. Somit fast kein Gewichtsverlust und alles lief reibungslos.
Die Berufsschule war für mich zum Glück auch nie eine Herausforderung, weil wir keinen Blockunterricht hatten. Als medizinische Fachangestellte hat man im ersten und zweiten Lehrjahr zweimal in der Woche Schule und im dritten Jahr nur noch einmal. Die Berufsschule war in der gleichen Stadt, beziehungsweise nur 15 Minuten weiter entfernt als meine Arbeit und somit super einfach mit dem Bus zu erreichen. Es war für mich von Vorteil, weil ich mich abends in meinem gewohnten Rhythmus an meine Infusion anschließen konnte.

Wenn ihr mich also fragt, ob parenterale Ernährung und Job funktionieren, dann kann ich nur sagen: Ja! Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und ihr die Unterstützung von euren Chefs habt, auf jeden Fall. Und dass es Zeiten gibt, in denen man fitter ist und auch mal weniger fit – das geht gesunden Leuten ganz genauso. Also lasst euch nicht unterkriegen und macht, was euch glücklich macht.
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